Ich sitze in einem Raum mit Männern ohne Haare, die Schweiß für die Kunst vergießen und gegen das Vergessen. Ich denke an das Vergessen und an Dante. Ich denke an dich. Ich versuche dich zu vergessen. Hier inmitten von Männern ohne Haare. Inmitten von Aquarien mit toten Schildkröten. Inmitten meiner Geschichte. Inmitten des Theaters. Inmitten Hamburgs Nachtasyl. Natürlich denke ich hier an dich. Woran sollte ich hier sonst denken. 

Mein wilder Bruder hat aufgehört sein Haar schneiden zu lassen, vor langer Zeit. Er trägt sein Handy ins Nachtasyl. Er liebt die Oper und den Film. Seine Augen lachen und Strähnen fallen in sein Gesicht. Er sitzt neben mir im Nachtasyl. Mein wilder Bruder ist müde. Ich lehne mich manchmal an meinen wilden Bruder. Wir sind nicht verwandt. In den Aquarien schwimmen tote Plastikschildkröten. Die Männer haben keine Haare. Sie sind sehr hübsch. Vom Band laufen alte Schlager. 

  

 

Draußen ist es bitterkalt. Das leuchtende Theater spiegelt sich in den leeren Gassen. Alles ist neonweiß und eiskalt. Auch die großen Gebäude hinter dem Theater.